bega.


ich laufe. die bega entlang, den stadtfluss. ihr fließen kaum zu sehen, kaum spürbar. fließt gemächlich vor sich hin.
blicke vom flussdamm hinunter auf ihr wasser. taufe es begabraun.
lerne ein neues wort: splaiul. der flussdamm. und laufe. auf gefegtem weg, der maulbeermatsch von romafrauen mit holzbesen fortgefegt.
ein dunkles lila noch, wo einst die rutschigen stellen unter den maulbeerbäumen.

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status quo vadis?

ich laufe. versuche jeden tag zu laufen. beginne vor meiner haustüre in richtung traiansplatz. biege nach links, vorbei an der millenniumskirche. trete auf maulbeeren. rutsche. verscheuche tauben mit meinen schritten.  

laufe den boulevard des 3. august 1919 entlang. das datum, an dem rumänische truppen in temeswar einmarschierten und so die große rumänische vereinigung vollzogen.
diese straße einmal kanal gewesen. hier floss die bega. die neue synagoge in der fabrikstadt wurde direkt am wasser gebaut.
zwischen 1907 und 1910 wurde der kanal dann überdeckt. heute fahren straßenbahnen darüber.

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liebling.


willkommen in temeswar! ich begrüße eine gruppe wiener frauen, die nach neun stunden autofahrt endlich hier angekommen sind.
fünf frauen, pensionierte und bald pensionierte. graublond, weißgrau, hellgrau, dunkelgrau, silber. ulli, gudrun, helga, martina, eva.
ich schließe sie gleich ins herz. zeige ihnen in den nächsten tagen als stadtschreiber die stadt.
essen im weißen pferd. eine intensive stadttour mit benny. essen im lloyd. abends romeo & julia als wortloser tanz.
sonntag: kirchweih in bakowa.

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piața victoriei.

ein platz. ein weiter platz. ein heißer platz. die sonne verbrennt mir den nacken.
tauben überall. diese tauben, die flattern. gefüttert von menschen. baden in einem kleinen brunnen. kühlen sich ab.
es strahlt die fassade des nationaltheaters, der oper. einem triumphbogen ähnlich. jedoch nicht verspielt, verziert. sondern glatt und einschüchternd. monumental.
faschistisch.
das der erste eindruck trügt nicht. ist geschichte:
als franz-joseph-theater, genauer: als ferenc józsef színház 1875 eröffnet,
gebaut von den architekten helmer und fellner, die so viel geplant und gebaut in der k. u. k. monarchie. damals vor dieser fassade eine stadtmauer. mauerreste. überall in der stadt noch reste von basteien. die geschleift. abgetragen. eine festung nicht mehr nötig.

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mutterland.

ein seltsames gefühl. kann es nicht benennen. heimweh
vielleicht.
mehr. noch mehr als das. ein kleiner schmerz. ein weh.
erforsche. dann
du
bist du.
das weh.
kann dich nicht anrufen.
kann nicht sagen, bin gut angekommen. hier. wo du auch einmal gewesen.
erinnere mich an die autofahrt zu deinen cousinen nach craiova. als tati in eine straße fuhr, in der nur straßenbahnen fahren durften.
erinnere mich wie die straßenbahn hinter uns klingelte. wie wir panisch wurden.
wie wir ja schnell die straße aus der stadt finden wollten um weiter in richtung süden. richtung osten. richtung craiova. nur schnell weg.
meine erste erinnerung an temeswar.
wo ich jetzt bin.
ich kann dir nichts erzählen. kann dir nicht sagen, erinnerst du dich an die straßenbahn?
können nicht mehr gemeinsam darüber lachen.
kann dich nicht mehr um rat fragen.
hier sein. in deinem land.

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bewusstsein für das woher.

die arbeit mit jungen menschen. gibt kraft. ist inspirierend. öffnet den blick
für die zukunft
bleibt offen.

gebe ihnen mit:
mut
kritikfähigkeit
freude
selbstvertrauen

entschuldigung, aber ihr sprecht deutsch auf muttersprachenniveau. eine erlernte sprache. da können sich leute im westen was von euch abschauen. mitnichten schlechtes deutsch. dafür müsst ihr euch nicht entschuldigen.

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piața traian.


ich lebe in der fabrikstadt. fabric. klingt nach schornsteinen, ruß, rauch, industrie. doch ist es barock, secession, prunk. verfallen.
in der nähe des traiansplatzes, piața traian, früher hauptplatz, dann fő-tér und kossúth lajos-tér. im gyárváros. schichten geschichte. im namen. in den mauern der häuser. deren fassaden bröckeln. die einstige pracht noch spürbar. doch vernachlässigt. ein verkehrsknotenpunkt. ein knotenpunkt. aller nationen.

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die umrisse der roten dacia. ein interview.

wer bin ich? woher komme ich? wohin will ich? eine mischung verschiedener kulturen: in rumänien in eine multiethnische familie hineingeboren, in deutschland aufgewachsen, nie wirklich verwurzelt und in wien ein neues zuhause gefunden, lebe ich jetzt für einige zeit in der charismatischen kulturhauptstadt temeswar | timișoara.
benny neurohr vom radio rumänien temeswar hat mir einige fragen gestellt.
über meinen weg vom bewaldeten marmaroscher wurzelort in der roten dacia bis ins flache banat, wo ich derzeit meinen rumänischen wurzeln nachspüre:

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