piața traian.


ich lebe in der fabrikstadt. fabric. klingt nach schornsteinen, ruß, rauch, industrie. doch ist es barock, secession, prunk. verfallen.
in der nähe des traiansplatzes, piața traian, früher hauptplatz, dann fő-tér und kossúth lajos-tér. im gyárváros. schichten geschichte. im namen. in den mauern der häuser. deren fassaden bröckeln. die einstige pracht noch spürbar. doch vernachlässigt. ein verkehrsknotenpunkt. ein knotenpunkt. aller nationen.

lese alles gute kommt aus der fabrikstadt.
von hier aus wurde die stadt mit trinkwasser, strom und bier versorgt. manufakturen und fabriken waren hier konzentriert. von hier aus nahm die industrielle revolution ihren lauf.

meine aufgabe hier, das stipendium hat zum ziel das gemeinsame kulturelle erbe der deutschen und ihrer nachbarn in den regionen mittel-und osteuropas bekannt zu machen und kulturellen dialog und das gegenseitige verständnis zu fördern. zur stärkung europäischer identität.

darum dies der ideale ort für mein forschen. mein schreiben.
blicke auf die abblätternde fassade des palais, in dem ich wohne. ein durchgangshaus jetzt ohne durchgang. 1911 im stil der sezession gebaut. mit pawlatschen, laufgängen. die gestern unter wasser standen. wie der innenhof. nach dem sintflutartigen regen. der zaun teilt das haus. ein dröhnen zu spüren.
wieder der donner oder eine der drei straßenbahnlinien vor dem haus?

ein jüdisches haus. bin auf den spuren. lese michail sebastians tagebuch 1935-44 voller entsetzen, aber nicht verzweifelt.
konfrontiert mit der einen gemeinsamkeit der verschiedenen nationen in den dreißiger jahren: antisemitismus. forsche, recherchiere, lese wie nationalismus den blick für den menschen gegenüber vergiftet. schleichende prozesse. die anfänge in nebensätzen.

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