Domplatz. Handlung verschwommen.

gastbeitrag von sandra silvășan, teilnehmende der schreibwerkstatt.

Mein Schatten dehnt sich auf dem Boden aus. Ich kann das graue Bild meiner im Wind wehenden Haare genau betrachten.
Eine männliche Stimme entführt meine Aufmerksamkeit. Lenkt meinen Blick nach rechts auf den weiten Platz. Ein erwachsener Mann geht. Er spricht am Telefon, spricht laut. Er tröstet jemanden, doch tröstet er nicht wirklich, es fühlt sich an, als ob er etwas Wichtiges verschweigen würde. Dann ist er wieder weg.
Ich bleibe alleine und doch von Lauten umgeben. Es wird gegangen, die Schritte finden die Erde mit POCK-Geräuschen. POCK-POCK-POCK.
Eine Taube flattert über meinem Kopf hinweg. Eine andere gurrt.
Zwei Glockenschläge füllen den Platz.
Ich kann zwei größere Schatten bemerken. Beide nähern sich mir. Jemand fasst mich an. Ich sehe es, fühle es jedoch nicht. Die Sonne schwebt vor meinen Blicken, die Farben mischen sich in einem unaufhörlichen Tanz.
Die Welt dreht sich auf beliebiger Weise. Ich weiß alles, ich fühle nichts.
Die Art, in der die Menschen meinen Körper herumzerren, erstaunt mich nicht.
Die verängstigten Blicke der Fußgänger bringen mir keine Empathie.
Der „Unirii“- Platz verschwimmt in einem fiktiven Fluss. Nicht zu greifen.
Langsam führe ich meine Hände zum Gesicht. Leute schreien mich an, meine Ohren lassen alles verstummen.
Ein einziger Blutfleck erscheint auf meiner linken Handoberfläche.
Mit wachem Gesichtsausdruck spazieren meine Augen durch die Umgebung.
Wo mein Schatten sich vor einigen Sekunden noch auf dem Boden ausdehnte liegt jetzt ein Körper.
Schon höre ich die Sirene des Polizeiautos.

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